Mexico-City, Tag 2

Das Wort des Tages heißt Obsidian. Manchmal wird es auch Obsidiana oder Obsidano oder Obsint oder so ähnlich genannt. Dann nämlich, wenn in dem historischen Kulturzentrum Teotihuacán, 50 Kilometer nördlich von Mexico-Stadt, die Souvenirhändler auf Kundenfang gehen. Fast geheimnisvoll wird dort überall geflüstert: „Obsidian“, und dann bekommt man eine Figur oder ein Messer vor die Nase gehalten. Schließlich war Obsidian zur Hochzeit Teotihuacáns, also vor 1.200 Jahren, das Schärfste überhaupt. Und mit Messern aus jenem harten Glasgestein sind einige Jahrhunderte später auch die Azteken ihren Menschenopfern zu Leibe gerückt. Weil wir heil bleiben wollen, haben wir uns von den Händlern nicht überzeugen lassen. Es hat aber auch keiner eine deutsche Variante – z.B. „Obsidaner“ – gebracht, die den Ausschlag hätte geben können. Außer dem „Pssst – Obsidian“ war Teotihuacán ein Riesenerlebnis. Früh morgens sind wir mit dem Metrobus und dann einem Überlandbus aus den 50ern dorthin gefahren. In Teotihuacán gibt es mit der Pirámide del Sol, die drittgrößte Pyramide der Welt überhaupt. Die Cheops-Pyramide bei Kairo hat fast die gleichen Grundmaße, ist nur höher (146 m). Die Sonnenpyramide Mexikos hat bei 70 Meter aufgehört zu wachsen, weshalb wir auch guter Dinge hochgeklettert sind. Das war aber bei 45 Grad Neigung, 30 Grad Temperatur, voll in der prallen Sonne und auf 2.200 Meter Höhe dann doch nicht so einfach. Neben der Sonnen- gibt es dort auch eine Mondpyramide und zig andere Bauwerke. In einem Tempel sind sogar noch Fresken dieser ersten mexikanischen Hochkultur zu sehen. Nach vierstündiger Besichtigung sind wir dann wieder mit dem Bus in die Stadt zurück und haben uns ein Essen gegönnt. Glücklicherweise essen die Mexikaner rund um die Uhr. Ob morgens um 10, um 12, um 2, um 4 Uhr usw. – die Restaurants und die mobilen Küchen an den Straßenecken sind immer stark frequentiert. Bleibt nur die Frage, ob die hier auch zu Hause noch kochen?

Die weiteren Aussichten: heiter, ganz sicher heiter. Morgen gehen wir erstmals (und einmalig) getrennte Wege. Unsere mexikanische Freundin To gibt als Bräutigammutter den „Junggesellinnen-Abschied“ für ihre künftige Schwiegertochter. Da sind Männer nicht erwünscht, Anne soll aber unbedingt mit. Morgen dann also: Intimreport von Frauenparty.

Nachtrag Toronto:
Toronto

Vor der Sonnenpyramide:
Sonnenpyramide

Auf der Sonnenpyramide:
Auf der Sonnenpyramide-Anne

Auf der Sonnenpyramide - Olli

Quetztalpapalotl-Palast:
Tempel

Wir sind nachmittags an einem riesigen Polizeiaufgebot vorbei gekommen und überall kreisten Hubschrauber. Zur Beruhigung, wir haben nichts damit zu tun (haben die Meldung gerade im Internet gefunden):

„Ein Toter bei Explosion in Mexiko
Bei einem Bombenanschlag nahe des Ministeriums für öffentliche Sicherheit in Mexiko-Stadt ist ein Mann getötet worden. Eine Frau und ein junger Mann seien zudem schwer verletzt worden, sagte der örtliche Polizeichef Joel Ortega. Insgesamt habe es zwei Explosionen gegeben, sagte Ortega im mexikanischen Hörfunk weiter.

Bei der Explosion einer Bombe in unmittelbarer Nähe der Polizeizentrale der mexikanischen Hauptstadt ist ein Mensch getötet worden. Eine junge Frau wurde nach Angaben der Polizei verletzt. Durch die Wucht der Detonation zerbarsten Scheiben umliegender Häuser, mehrere Autos wurden beschädigt.
Der Sprengsatz wurde nach ersten Ermittlungen der Polizei mit einem Mobiltelefon ferngezündet. Über die Urheber des Anschlags lagen zunächst keine Informationen vor. In den vergangenen Wochen hat die Polizei mehrere Mitglieder eines mächtigen Rauschgiftkartells festgenommen und mehrere Waffenverstecke ausgehoben.“

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